Gedenksteine auf dem Friedhof Nümbrecht

Auf dem Friedhof in Nümbrecht stehen vier Grabsteine, deren Inschriften sehr schwer zu entziffern sind.

Anhand alter Friedhofs-Listen konnten Informationen über die vier jungen Menschen gefunden werden.

Walentina Kusko war eine sowjetische Bürgerin aus der Ukraine, geboren am 20. Oktober 1926 in Sankt Konotop. Gestorben ist sie im Alter von 18 Jahren am 12. April 1945, also in der Zeit des Einmarschs der amerikanischen Truppen, im Engesstift. Dort war sie am 31. März 1945 eingeliefert worden. Sie hat die Befreiung nicht mehr erlebt, die Todesursache macht deutlich, wie schlecht die Lebensbedingungen für Zwangsarbeiterinnen waren: Die Gemeinde Nümbrecht gibt „Lungentuberkulose und Kräftezerfall“ an.

Fedor Smalcer war ein Jugendlicher, der noch nicht einmal 16 Jahre alt geworden ist. Geboren am 20. Mai 1927 im Kreis Paleskaja (in Belarus), muss er im Alter von 14 oder knapp 15 Jahren nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert worden sein. Er wird auf der Sterbeurkunde als „Landarbeiter“ geführt. Am 17. Mai 1943 wird er in Birkenbach (bei Winterborn) tot aufgefunden. In einer Liste des Arbeitsamtes steht als Todesursache „Tod durch Erhängen“, dabei bleibt unklar, ob es ein Suizid war oder ob Fedor Smalcer ermordet wurde.

Wassili Saenko wurde nach einer Liste der ehemaligen Gemeinde Marienberghausen am 8. Februar 1923 in Aleksandrowska in der UdSSR / Ukraine geboren. Als Wohnort wird in der Sterbeurkunde Mildsiefen angegeben, dann ist es möglich, dass er dort auf einem Bauernhof gearbeitet hat. Gestorben ist er dort am 10. November 1944 bei einem Luftangriff. Ob er Zugang zu einem Luftschutzbunker gehabt hätte, ist nicht bekannt.

Dora Nemitschenko war am 13. September 1915 in Stalino (heute Donezk) in der Ukraine geboren. Sie hat nach einer Liste der AOK ab dem 2. Januar 1945 bei K.G. Hoesch gearbeitet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie vorher schon irgendwo in Deutschland zur Zwangsarbeit war, denn Anfang 1945 kann sie nicht mehr aus der Ukraine gekommen sein. Leider haben wir darüber keine Unterlagen gefunden. Laut Sterbeurkunde hat sie in „Homburger Papiermühle“ gewohnt, dort gab es ein Zwangsarbeitslager (siehe Nümbrecht-4). Die Gemeinde Marienberghausen gibt als Todesursache „Leberkrebs“ an.

Lonia Karnaojawa, die auf der Liste der Gemeinde Marienberghausen erwähnt wird, war ein vierjähriges Kind. Sie war am 3. April 1940 in „Kopawiza“ geboren und dann mitgenommen worden, als ihre Mutter zur Zwangsarbeit nach Deutschland kam. Als Wohnort ist in der Sterbeurkunde Guxmühlen angegeben, wahrscheinlich ist damit das Arbeitslager bei der Papierfabrik Geldmacher gemeint. Lonia wurde am 11. November 1944 in das Nümbrechter Krankenhaus Engelsstift eingeliefert, dort starb sie am 18. November dort an „Tuberc. Hirnhautentzündung“. Sie wurde auf dem Friedhof Marienberghausen beerdigt.