Schwarz-weiß-rote Fahnen vor dem deutschen Parlament – das hat es vor 100 Jahren schon einmal gegeben. Im März 1920 versuchten die Putschisten um Kapp die gewählte Regierung zu stürzen. Durch den gemeinsamen Widerstand der Gewerkschaften und der demokratischen Parteien konnten sie damals zur Aufgabe gezwungen werden.
Wer heutzutage schwarz-weiß-rote Fahnen trägt, ist ganz klar ein Verfassungsfeind, denn die Fahne steht für eine Monarchie. Nach unserer Verfassung ist die Bundesrepublik Deutschland eine Demokratie – da ist kein Platz für einen Kaiser! Wer mit dessen Fahne demonstriert, will also einen anderen Staat. Da hört der Spaß normalerweise auf. Es wundert schon, dass die staatlichen Organe so wenig gegen diese Fahne und ihre Träger einschreiten.
Gemeinsamer Widerstand gegen Rechts ist heute wieder dringend gefordert. Hier die Erklärung der VVN-BdA zu den Ereignissen vom Wochenende: https://vvn-bda.de/der-sturm-auf-berlin/
Beteiligt sind aus Berlin die Bundestagsabgeordnete Irene Mihalic und aus dem Oberbergischen die Landratskandidatin Tülay Durdu, der Gummersbacher Bürgermeisterkandidat Thomas Hein und ein Vertreter von „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“
Ein Wahlplakat des SPD-Kandidaten Sinavujan Sivapatham in Gummersbach-Steinenbrück hat ein unbekannter Meister der deutschen Sprache mit der Parole „DEUSCH WÄHLEN“ beschmiert. Und dabei fordert das Plakat doch „Bildung in GM“!
Leider können wir nicht davon ausgehen, dass es sich um Selbstironie handelt, denn in Frömmersbach ist ein Plakat der Landratskandidatin Tülay Durdu in der selben Farbe mit „NEIN“ beschmiert worden. Auch an der Straße zwischen Remmelsohl und Niederseßmar wurde ein Plakat beschmiert mit den Worten „DU SAU! DEUTSCH WÄHLEN“.
Kommentare zum Niveau dieser Schmierereien sind wohl nicht nötig …
Die DIDF – Föderation Demokratischer Arbeitervereine e.V. – NRW ruft in einer Erklärung dazu auf, sich an der Kommunalwahl zu beteiligen und für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und Zusammenhalt einzutreten. Hier die komplette Erklärung
Ute Kaiser, dem Oberbergischen verbundene Schauspielerin, schriebt uns:
Liebe Unterstützer*innen des Olga Benario Projektes,
wir freuen uns sehr! Der WDR stellt unser Hörbuch vor! am kommenden Samstag, den 29. August 2020 ab 21:04 Uhr im WDR 5 Radio in der Sendung „Ohrclip – Das Hörbuchmagazin“
DIE UNBEUGSAME – Olga Benario in ihren Briefen und in den Akten der Gestapo
Es lesen: Ute Kaiser (Regie) – die Briefe von Olga Benario Martin Molitor – die Briefe von Luiz Carlos Prestes Gabriela Börschmann – die Akten der Gestapo
Wir freuen uns sehr über die große Aufmerksamkeit und Anerkennung. Diese Nachricht darf gerne weitergeleitet werden!
Herzlichen Dank für Ihre, für Eure Unterstützung!
Mit herzlichen Grüßen im Namen des Olga Benario Projektes Ute Kaiser
Inzwischen sind die Kandidatinnen und Kandidaten zur Kommunalwahl veröffentlicht. Wir haben die Personen, die für die AfD kandidieren, zusammengestellt.
Die AfD hat ein Kommunalwahlprogramm für NRW herausgegeben. Wir haben es gelesen und wissen jetzt noch genauer, warum die AfD für Demokratinnen und Demokraten nicht wählbar ist: Text zum Kommunalwahlprogramm der AfD
Wie die Demagogen von der AfD arbeiten, haben wir am Beispiel eines Punktes aus dem Abschnitt „Integration“ in deren Kommunalwahlprogramm herausgearbeitet: Das Schauermärchen vom „Muezzinruf“
Von der AfD wird man im Kommunalwahlkampf sicher noch so manche Dreistigkeit erleben. Vorab haben sie schon einmal einen Flyer der „Jungen Alternative“ veröffentlicht, für den sie ein uraltes CDU-Plakat geklaut haben. Ein Autor steht nicht drauf, aber Bernd Rummler arbeitet bei der AfD-Fraktion im Landtag und gibt als Beruf „Referent für Öffentlichkeitsarbeit“ an …
Den eigenen Unvereinbarkeitsbeschlüssen zum Trotz hat die AfD in Radevormwald den Ex-ProNRW-Ex-ProDeutschland-Funktionär Udo Schäfer als Spitzenkandidaten aufgestellt. Damit wird auch hier bei uns im Oberbergischen wieder einmal deutlich, wie weit die AfD mit offen Rechtsextremen gemeinsame Sache macht. Die Liste mit den Wahlvorschlägen (aller Parteien) für Radevormwald kann hier heruntergeladen werden: http://www.oberberg-ist-bunt.org/Radevormwald-Wahlvorschlae… [Anmerkung: Die von der Stadt Radevormwald veröffentlichte Liste enthielt private E-Mail-Adressen der BewerberInnen, die haben wir aus Datenschutzgründen unkenntlich gemacht.]
Die Nazi-Partei „Der III. Weg“ will am Samstag, 8. August 2020, zum dritten Mal ihren „Tag der Heimattreue“ in Olpe abhalten. Wir sollten den Widerstand dagegen unterstützen:
Screenshot für diejenigen, die kein fb-Account haben
Am 6.August gibt es Sommerkino am Aggerstrand! Feine Sahne Fischfilet kommen zwar nicht persönlich, aber immerhin im Film. Eine Veranstaltung des Netzwerks gegen Rechts im Oberbergischen Kreis. Bitte anmelden unter info@netzgegenrechts-oberberg.org
Direkt in unserer Nachbarschaft – in Siegen – hat „Der III. Weg“ ein Büro eröffnet. Diese Partei bekennt sich offen zu einem „Nationalen Sozialismus“; sie ist in Ostdeutschland, aber auch in Mettmann mit martialischen Aufmärschen in Erscheinung getreten. In Olpe hat sie schon zweimal einen „Tag der Heimattreue“ (mit äußerst mäßigem Besuch) veranstaltet, immer wieder mal gibt es nächtliche „Streifengänge“ dieser Nazi-Truppe im Nachbarkreis. Zum Glück gibt es regelmäßig Gegenwehr, so auch bei der Eröffnung des Büros in Siegen. Hier ein Bericht des WDR: https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/demo-dritter-weg-rechtsextreme-partei-siegen-100.html
In Bad Ems steht am Lahnufer ein Gedenkstein. (zum Vergrößern der Bilder bitte anklicken)
Der Text der Tafel lautet: Die Emser DepescheDieser Gedenkstein bezeichnet Ort und Zeitpunkt der Unterredung zwischen König Wilhelm I von Preußen und dem französischen Botschafter Graf Benedetti, in deren Verlauf Wilhelm I die französische Forderung, für alle Zeiten für das Haus Hohenzollern auf die spanische Thronkandidatur zu verzichten, ablehnte. Die telegrafische Unterrichtung des Kanzlers von Bismarck in Berlin und dessen Veröffentlichung in einer gekürzten und verschärften Fassung führte im Verlauf der politischen Krise um die spanische Thronkandidatur zum Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870/71.
Worum ging es? – Es gab im 19. Jahrhundert eine Menge unsinniger und blutiger Kriege zwischen den verschiedenen Fürsten-, Königs- und Kaiserhäusern – besser gesagt: Die Herrschenden schickten Soldaten in den Krieg gegeneinander, sie selbst saßen bequem in ihren Schlössern. Die Frage war meist: Wie kann ich für meinen Herrschaftsbereich einen größere Macht sichern? (Wobei Macht auch damals schon durchaus Wirtschaftsinteressen einschloss.) Fragen nach „Ehre“ spielten eine große Rolle. Wer sich ein literarisches Bild von der Zeit machen möchte, lese „Die Waffen nieder!“ von Bertha von Suttner ( im Buchhandel oder z.B. hier als pdf zum kostenlosen Download. Ein kurzer Auszug ist hier – keine „leichte Kost“).
Es gelang den Herrschern oft, große Teile der Bevölkerung für ihre Interessen zu instrumentalisieren, indem eine nationalistische Stimmung erzeugt wurde. Die „Ehre“ des Regenten wurde dann zur Existenzfrage für ein ganzes Land.
So war es auch im Sommer 1870. Diesmal ging es um die Frage eines neuen Herrschers für Spanien. Natürlich kam niemand auf die Idee, die Menschen dort zu fragen. Die verschiedenen Herrscherhäuser Europas erhoben Anspruch auf den spanischen Thron, so auch die Hohenzollern, zu denen König Wilhelm von Preußen gehörte. Der französische Gesandte war beim preußischen König (der zur Kur in Bad Ems weilte) zu einem Gespräch über diese Frage und bat um einen Verzicht der Hohenzollern auf den Königsthron in Spanien. Wilhelm lehnt einen solchen Verzicht ab. Das war’s. Der Konflikt war nicht beigelegt, aber auch nicht verschärft.
Jetzt kommt ein gewisser Herr Bismarck ins Spiel: Die Nachricht über das Gespräch ging als „Emser Depesche“ nach Berlin an den Kanzler Bismarck. Der sollte die Öffentlichkeit (u. a. die Presse) informieren. Bismarck veröffentlichte aber nicht den Wortlaut der Nachricht aus Bad Ems, sondern er kürzte und verschärfte den Text so, dass die Meldung einen Affront für die französischen Herrscher darstellte. Er produzierte Fake News mit dem Ergebnis, dass in Preußen gejubelt wurde („Denen haben wir es gezeigt!“) und in Frankreich Empörung herrschte. Die Provokation ging auf: Drei Tage später erklärte der französische Kaiser Napoleon III den Krieg.
Der Krieg kostete über 180.000 Soldaten das Leben, am Ende wurden die französischen Truppen besiegt und 1871 wurde – um die Schmach komplett zu machen – im Schloss von Versailles Wilhelm I zum deutschen Kaiser proklamiert. Das „Deutsche Reich“ wurde gegründet. Frankreich (natürlich nicht das Königshaus, sondern die Bürger) musste Reparationen nach Deutschland zahlen, mit dem Geld wurden hier viele Unternehmen gegründet – daher kommt der Begriff „Gründerzeit“. (Diese Hochkonjuktur-Blase zerplatze bald darauf – auf der Suche nach Sündenböcken verstärkte sich dann der Antisemitismus.)
Ein kluger und guter Diplomat hätte damals einen Krieg verhindern können, ein gerissener und gewissenloser Diplomat hat statt dessen einen Krieg provoziert. Es ist eine Schande, dass Bismarck noch immer verehrt wird, dass Straßen und Aussichtstürme (wie der in Wiehl) noch immer nach ihm benannt sind.
Die von Esther Bejarano in Leben gerufene Petition „8. Mai zum Feiertag machen! Was 75 Jahre nach Befreiung vom Faschismus getan werden muss!“ läuft weiter.
Esther Bejarano schreibt:
Ich überlebte als Mitglied des „Mädchenorchesters“ das deutsche Vernichtungslager Auschwitz und konnte vor 75 Jahren auf dem Todesmarsch der Häftlinge des KZ-Ravensbrück der SS entkommen. Ich bin Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD e.V und Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten.
Ich fordere: Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.